
Gewichtsklassen und Bewertungssysteme im olympischen Gewichtheben
Olympisches Gewichtheben ist eine faszinierende Sportart, die Stärke, Technik und Disziplin vereint. Doch warum nicht immer der gewinnt, der am meisten hebt ist manchmal nicht ganz einfach zu verstehen. Um die Leistungen der Gewichtheberinnen und Gewichtheber fair zu bewerten und vergleichbar zu machen, gibt es verschiedene Gewichtsklassen und Punktesysteme. In diesem Blogartikel werden die einzelnen Gewichtsklassen und die wichtigsten Bewertungssysteme genauer erläutert.
Disziplinen im Gewichtheben
Beim Gewichtheben gibt es zwei Hauptdisziplinen:
Reissen (Snatch): Die Hantel wird in einem einzigen, ununterbrochenen Bewegungsablauf von der Plattform über den Kopf gehoben.
Stossen (Clean and Jerk): Die Hantel wird zunächst in einer Bewegung zur Schulter gehoben (Clean) und dann in einer zweiten Bewegung über den Kopf gedrückt (Jerk).
Jeder Athlet hat in beiden Disziplinen jeweils drei Versuche. Der beste gültige Versuch in jeder Disziplin wird für die Gesamtwertung herangezogen.
Gewichtsklassen im Gewichtheben
Gewichtsklassen sorgen dafür, dass Athleten fair miteinander konkurrieren, indem sie sicherstellen, dass Wettkämpfer mit ähnlichem Körpergewicht gegeneinander antreten. Seit 2018 gelten die folgenden Gewichtsklassen im olympischen Gewichtheben:
Männer:
- Bis 55 kg
- Bis 61 kg
- Bis 67 kg
- Bis 73 kg
- Bis 81 kg
- Bis 89 kg
- Bis 96 kg
- Bis 102 kg
- Bis 109 kg
- Über 109 kg
Frauen:
- Bis 45 kg
- Bis 49 kg
- Bis 55 kg
- Bis 59 kg
- Bis 64 kg
- Bis 71 kg
- Bis 76 kg
- Bis 81 kg
- Bis 87 kg
- Über 87 kg
Diese Gewichtsklassen sind so konzipiert, dass sie eine breite Palette von Athleten umfassen und sicherstellen, dass niemand durch sein Körpergewicht benachteiligt wird.
Alters- und Mannschaftskategorien
Alterskategorien: Gewichtheben wird in verschiedenen Alterskategorien durchgeführt, um den unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Fähigkeiten der Athleten Rechnung zu tragen:
Jugend (Youth): Unter 18 Jahre
Junioren (Junior): Unter 20 Jahre
Senioren (Senior): 20 Jahre und älter
Masters: Über 35 Jahre, oft weiter unterteilt in verschiedene Altersgruppen (z.B. 35-39, 40-44, usw.)
Mannschaftswettbewerbe: In diesen Wettbewerben wird die Leistung eines Teams bewertet, indem die Einzelleistungen der Teammitglieder addiert werden. Dies ist besonders bei nationalen und internationalen Meisterschaften üblich.
Punktesysteme im Gewichtheben
Sinclair-Punkte: Die Sinclair-Punkte sind ein weit verbreitetes Bewertungssystem, das die Leistung von Gewichthebern unterschiedlicher Gewichtsklassen vergleichbar macht. Ein spezieller Koeffizient, der Sinclair-Koeffizient, wird angewendet, um das gehobene Gewicht relativ zum Körpergewicht des Athleten zu bewerten.
Berechnung Sinclair Methode: Sinclair-Punkte = Gehobenes Gewicht x Sinclair-Koeffizient
Der Sinclair-Koeffizient wird regelmässig aktualisiert und basiert auf statistischen Daten und aktuellen Weltrekorden. Dieses System ermöglicht einen fairen Vergleich zwischen Athleten verschiedener Gewichtsklassen.
Sinclair-Malone-Metzler-Methode: Die Sinclair-Malone-Metzler-Methode (SMM) ist eine verfeinerte Version der Sinclair-Punkte und wurde entwickelt, um noch genauere Vergleiche zwischen den Leistungen von Athleten unterschiedlicher Gewichtsklassen zu ermöglichen. Diese Methode berücksichtigt zusätzliche Variablen und statistische Daten. Die genaue Formel und die spezifischen Koeffizienten sind komplexer und werden seltener verwendet als die einfachen Sinclair-Punkte.
Weitere Bewertungssysteme
Neben den oben genannten Systemen gibt es weitere Methoden, die im Gewichtheben Anwendung finden:
Wilks-Punkte: Besonders im Powerlifting verbreitet, aber auch im Gewichtheben genutzt. Ähnlich wie Sinclair-Punkte, jedoch mit einer anderen Berechnungsformel.
Robi-Punkte: Ein System der International Weightlifting Federation (IWF), das die Leistung eines Athleten im Vergleich zu den aktuellen Weltrekorden bewertet.
Relativpunkte: Sind eine einfachere Methode, die Leistung eines Athleten zu bewerten. Hierbei wird das gehobene Gewicht als Prozentsatz des Körpergewichts des Athleten ausgedrückt.
Berechnung Relativpunkte: Relativpunkte = Gehobenes Gewicht : Körpergewicht x 100
Dieses System ist weniger komplex als die Sinclair-Punkte und wird oft in regionalen und nationalen Wettbewerben verwendet. Wichtig ist noch zu erwähnen, dass die Relativwertung nicht international einheitlich festgelegt ist.
Warum der Vergleich über verschiedene Gewichtsklassen hinweg
Oft sind in den unteren Ligen nicht genügend Athleten am Start um alle Gewichtsklassen ausreichend zu besetzten. Dieses System ermöglicht überhaupt erst Mannschaftswettkämpfe.
Fazit
Gewichtsklassen und Bewertungssysteme im Gewichtheben sind essenziell, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und die Leistungen der Athleten vergleichbar zu machen. Ob durch Sinclair-Punkte, Relativpunkte oder die Sinclair-Malone-Metzler-Methode – jedes System hat seine spezifischen Vorteile und Einsatzbereiche. Durch diese verschiedenen Kategorien und Punktesysteme wird der Sport des Gewichthebens nicht nur fairer, sondern auch spannender und zugänglicher für Athleten aller Gewichtsklassen und Altersgruppen.
Gewichtheben bleibt eine Sportart, die beeindruckende körperliche Leistungen und höchste Präzision erfordert. Die verschiedenen Bewertungssysteme tragen dazu bei, dass diese Leistungen angemessen gewürdigt und verglichen werden können.